Der Grund dafür, dass man keine Konzerte geben wollte, war recht einfach. Zu viele Jahre waren Asp und Matze mit ihren Vorgängerbands durch Jugendzentren, Musikkneipen und Szene-Clubs getingelt. Sie waren einfach müde von diesen "Konzerten", die so oft nur vor einer handvoll Freunden und dem engagierten Tresenpersonal stattfanden. Dann doch lieber gemütlich im Studio Platten produzieren, dachte man sich.
Eines Tages meldete sich ein gewisser "Sir Ritchie" bei ASP. Er und das Team seines liebevoll gestalteten Internetmagazins "The Gothicworld" organisiere ein Szene-Festival, ob ASP nicht Lust hätten, daran teilzunehmen. Die Verlockung war groß, denn eines war neu: Jemand wollte tatsächlich, dass man ein Konzert gibt. Es wäre übertrieben zu sagen, ASP hätten mit ihrer Entscheidung lange gezögert. Natürlich sagten sie zu!
Aber mit welcher Band?
Schnell war klar, dass ein Auftritt zu zweit nicht in Frage kommen könnte. Eine richtige Band sollte es schon sein. Einmal Rock'n'Roll – immer Rock'n'Roll. Glücklicherweise befanden sich im Freundeskreis der beiden die besten Musiker, die man sich für diese Aufgabe nur wünschen konnte:
Erst kam die unermüdliche Rhythmus-Maschine Oliver Himmighoffen an Bord, dann – nach erheblich schwierigeren Gesprächen und vielen Bestechungsversuchen in Form von abendlichen Getränken: Andreas Groß, der für ASP sogar die Gitarre an den Nagel hängte und stattdessen den Live-Sound mit dem Bass komplettierte.
Ein konzeptionelles Problem wurde sehr unkonventionell gelöst. Die ASP'sche Vorliebe für mehrstimmige Chöre, welche im Studio von Asp selbst eingesungen wurden, musste auf die Bühne transportiert werden. Eine Frage der Ehre, dass man keine Background-Vocals vom Band abspielen wollte. Also engagierte man kurzerhand einen Background-Chor in Gestalt des befreundeten Sängers Holger Hartgen und Pit Hammann. Pit hatte schon mit Asp in deren gemeinsamer früherer Band gesanglich harmoniert.
Das war sie also, die ASP-Liveband. Man traf sich zum Proben, arrangierte die Songs für die Band aus, musizierte, diskutierte, und die Vorfreude wuchs. Und am Freitag, den 30. Juni 2000 war es dann endlich soweit: Die klapprigen PKWs bis zum Rand vollgepackt und rauf auf die Autobahn.
Kurz darauf angekommen an der mittelalterlichen Wasserburg Geretzhoven, die malerisch inmitten von weitläufigen Feldern liegt, sah man schnell: Man trägt heute schwarz.
Matze erinnert sich:
»Im Gegensatz zu Asp hatte ich mich bis dahin selbst ja eher als Seiteneinsteiger oder höchstens als Sympathisant der Szene bezeichnet. Die Atmosphäre bei diesem Konzert änderte dies grundlegend. Ich weiß nicht, wie sich mein Verhältnis zur Szene entwickelt hätte, wären wir damals nicht sowohl hinter als auch vor der Bühne so dermaßen herzlich empfangen worden.«
Und das wurden sie. Die Band wurde auf der Bühne gefeiert, jedem einzelnen Musiker merkte man an, mit welchem Spaß und welcher Leidenschaft er während des Konzertes bei der Sache war. Die Komplimente der Zuhörer und Zuhörerinnen überschlugen sich: "Fulminantes Live-Debüt", "Phänomenal", "Von denen wird man noch viel hören!".
Ja, das wird man wohl.